Infos zu (RHEINISCHES-DEUTSCHES KALTBLUT (RHEINISCH-BELGISCHES KALTBLUT))


Rassenname:
RHEINISCHES-DEUTSCHES KALTBLUT (RHEINISCH-BELGISCHES KALTBLUT)

Zuchtland:
Deutschland

Zuchtgebiet:
ganzes Land

Besonderheiten:
D a s Deutsche Kaltblut

Größe:
159 cm bis 167 cm

Gruppe:
Rasse

Blut:
Kaltblut

Das Rheinisch-Deutsche Kaltblutpferd ist der deutsche Kaltblüter schlechthin. Diese Rasse ist wie keine andere deutsche Pferderasse über die Jahre der Zucht fast unverändert geblieben. Hengste dieser Rasse stehen heute noch in einigen Landesgestüten. Die Zucht gibt es heute bundesweit. Zuchtorganisation ist das RHEINISCHE PFERDESTAMMBUCH mit einem Stutbuch seit 1892.
Die Geschichte der Kaltblutzucht in Deutschland ist noch recht jung, ebenso, die des Rhei-nisch-Deutschen Kaltblüters. Die Zucht war zu Anfang ganz auf importiertes‚ Material aufge-baut. Die Züchtung eines neuartigen Kaltbluters in Deutsch¬land wurde notwendig mit der Intensivierung der Landwirtschaft um 1880. Das Bedürfnis nach starken und kräftigen Ar-beitspferden wurde immer größer. Doch im eigenen Land fand man solche Pferde leider nicht, denn hier waren nur die zwei alte rheinische Landschläge, der Gelderländer und der Eifeler vorhanden, die leider nicht über die nötige Größe, Kraft und Tiefe verfügten. Inzwischen kam die Kaltblutzucht von Osten nach Westen recht stark auf. Zunächst versuchte man in der Zucht französische Percherons und später englische Shires, Clydesdaler und Suffolks ein-zusetzen. Weil sich aber kein Zuchterfolg einstellt, einigte man sich in den späteren Jahren der Zucht auf das belgische Pferd. Mit ihm begann man in den nächsten Jahren eine systematische Zucht. Die belgischen Pferde akklimatisierten sich besser als die Engländer, waren frühreifer und anspruchsloser. Weiterhin waren die Pferde gesünder, besonders was Huferkrankungen betraf und die Pferde hatten auch weniger Kötenbehang. Dazu stellte man in Deutschland nun vermehrt belgische Hengste auf. Es wurde viel mit dem vorhandenen Zuchtmaterial von engli-schen und belgischen Hengsten gekreuzt. Die Zucht der Kaltblüter wurde auch staatlich ge-fördert. Im Jahre 1839, mit der Gründung des Gestütes Wickrath, stellte man die ersten 10 Belgier in Deutschland auf und private Züchter kauften selber solche Pferde oder nutzten die aus dem Gestüt. In den folgenden Jahren deckten auch noch englische Hengste und Pinzgauer. Ab 1870 auch Oldenburger und Ostfriesen. Schon 1876 deckten in dem Gestüt 50 belgische Hengste 2526 Stuten. Im Jahre 1865 waren von den 123 Privat- und Vereinshengsten 64 davon reine Belgier. Ab 1871 wurde die Zucht ständig gefördert. Im Jahre 1876 fasste man den Beschluss nur noch belgische Hengste in der Zucht einzusetzen. Durch diese intensive Zucht auf belgische Pferde war die Rasse auch kurzzeitig als Rheinisch-Belgisches Kaltblut bekannt.
Es folgte eine Periode der Verdrängungskreuzung, in der man die Engländer aus der Zucht nahm. Daran schloss sich die Periode der Reinzucht an. Zunächst züchtete man in den Provin-zen Rheinland, Westfalen und in Sachsen-Anhalt. Diese Provinzen wurden die “älteren Zucht-gebiete“ genannt. Ab dem Jahre 1876 wurde das Kaltblut als alleinige Rasse anerkannt. Eine Folgeerscheinung war 1886 die Gründung des Rheinischen Stutbuches und im Jahre 1892 die Gründung des Rheinischen Pferdestammbuches mit einem gülti¬gen Zuchtziel. Dieses Zuchtziel sagte folgendes: „Ein kräftiges, gut gebautes, tiefes, breites, leichtfuttriges Pferd kaltblütigen Schlages mit starken Kno¬chen und freien Bewegungen.“
Das Kaltblutpferd musste eine gewisse Schwere haben, doch zu große Tiere sind nicht gut. Weiterhin zeigten Leistungsprüfungen, dass es nicht immer auf das Gewicht ankommt, sondern auch auf Arbeitswilligkeit und das entsprechen¬de Temperament. Leichtfuttrigkeit, Gesundheit, Härte und Fruchtbarkeit, sowie Langlebigkeit, Leistungsfähigkeit und Energie bildeten weitere Zucht- und Selektionskriterien. Die durchschnittliche Größe sollte 154 cm bis 159 cm betra-gen. Gegen Ende des vorigen Jh. traten diese Pferde ihren Siegeszug durch Deutschland an. Es entstanden viele Nachzuchten, vor allem im östlichen Teil Deutschlands. Sie wurden als “Nach-zuchtgebiete oder jüngere Zuchtgebiete“ bezeichnet. Um das Jahr 1906 betrug der Anteil der Belgier an 207 aufge¬stellten Hengsten ca. 60 %, ein paar Jahre später bis 75 % im Jahre 1938 waren es sogar über 82 %. Seit der Jahrhundertwende standen nur noch Belgier im Gestüt Wickrath. Um das Jahr 1920 galt die Rasse als konsolidiert und wies zahlreiche Nachzuchtge-biete auf. Zu den jährlichen Körungen kamen bis zu 700 Junghengste und die Hengste waren mit der damaligen Größe von mehr als 170 cm und einem Gewicht von mehr als 1 000 kg eine sehr stattliche Erscheinung. Nach dem ersten Weltkrieg erhielt diese Rasse die Be¬zeichnung Rheinisch-Deutsches Kaltblut, nach der Entdecker- und Züchterprovinz. Doch schon wenige Jahre später ging es mit der Rasse recht schnell abwärts. Das schwere Pferd musste bald einem leichteren und kleineren weichen. Um 1930 betrug ihr Anteil noch ca. 50 %. Ab dem Jahre 1955 nahm die Rasse sehr rapide ab und wäre fast ausgestorben. Bekannte Blutlinien sind ORANGE, GERFAUT, LOTHAR und ALBION d’HOR. Nach dem zweiten Weltkrieg waren die Hengste LOTHAR III die ALBION-Nachkommen GAMIN du ONZE und COSTAUD de MARCHE im Rheinland und die Hengste AVENIR de SAIMONSART und TAPAGEUR de J0NQUOI und ESPOIR in Westfalen sehr aktiv. In Sachsen waren es die Hengste BEAU FILS de NAAST und GAULOIS du MONCEAU. Vor dem zweiten Weltkrieg war die Verteilung dieser Kaltblüter in den Zuchtländern sehr beachtlich. Rheinland 92,7%, Sachsen(S.-Anhalt) 88,8%, Bayern 83,0%, Hessen/Nassau 80,0%, Westfalen 72,0%, Ostpreußen 67,0%, Braunschweig 76,0%, Thüringen 69,6%, Baden 58.6%, Schleswig-Holstein 54,0%. Davon gehörten also von allen Kaltblutrassen in Deutschland 82,2% der Rasse des Rhei¬nisch-Deutsches Kaltblut, 13,5% der des Süddeut-schen Kaltblutes und 4,3% der des Schleswigers an.
Nach dem zweiten Weltkrieg ging der Bestand stark zurück und im Jahre 1949 wurden nur noch 26 000 Zuchtstuten gezählt. Im Jahre 1957 wurde das Gestüt Wickrath aufgelöst. Von den dortigen Hengsten wurden nur noch 19 für den Deckeinsatz in das Gestüt Warendorf überführt.
Heute ist das Rheinisch-Deutsche Kaltblut nicht mehr so oft zu finden, vielmehr gibt es Kalt-blüter auf belgischer Grundlage oder des Belgischen Typs. Doch in letzter Zeit besinnt man sich der guten Eigenschaften dieser wieder mittelgroßen Pferde und sie werden wieder als robuste Trabpferde bei den Arbeiten im Wald und Forst, im Freizeitbereich bei viel bekannten Plan-wagen-fahrten oder Veranstaltungen mit schweren Pferden vielfältigt genutzt. Auch der Privat-mann hat diese Pferde für sich entdeckt, sei es nun als Gespannpferd oder Pferd für den scho-nenden Einsatz in der Landwirtschaft in Spezialkulturen, auf Weinbergen, oder in Gartenbau- und Baumschulbetrieben. Dabei eigen sich diese Pferde besonders, da sie sich durch Arbeits-einsatz, guten Willen und gutes Temperament auszeichnen. Es gibt nun auch wieder einige engagierte Züchter dieser Rasse.
Der heutige Rheinisch-Deutsche Kaltblüter ist ein mittelgroßes, kompaktes und kräftiges Kalt- blutpferd. Ein Pferd im Viereckformat mit guter Kraft. Der Kopf ist schwer, breit und trocken und hat ein gerades Profil. Er wirkt oft recht klein durch die anderen muskulösen Körperteile. Die Augen sind groß und wirken intelligent und freundlich. Die Nüstern sind weit und die Ohren mittelgro0ß und gut angesetzt. Der Hals ist stark, kurz, massiv, stark gebogen und gut aufgesetzt. Die Schulter ist kompakt, muskulös und zeigt eine gute schräge Lage. Der Widerrist ist ganz in der Muskulatur eingebettet. Die Brust ist breit und muskulös. Der Rücken ist breit, stark, kräftig, gerade und kurz. Insgesamt ist der Körper stämmig mit einer gut gewölbten Nie-renpartie, viel Gurttiefe, einer kurzen Nierenpartie und kräftiger Lende. Die Kruppe ist musku-lös, etwas abfallend und hat eine gute Verbindung zur Nierenpartie. Die Hosen sind deutlich ausgeprägt. Die Gliedmaßen sind kurz, stämmig und kräftig und sind gekennzeichnet durch kurze und massive Röhren und gut entwickelte und kräftige Sehnen und Gelenke. Die Hufe sind groß und fest. Die Hinterhand ist gewaltig und kräftig. Die Pferde haben eine dichte, stark entwickelte Doppelmähne und leichten Behang an den Gliedmaßen. Die Größe liegt bei ca. 159 cm bis 167 cm. Das Gewicht liegt bei ca. 720 kg bis 850 kg. Bei den Farben dominieren in den östlichen Zuchtgebieten die Rapp-, Braun-oder Fuchsschimmel und in den westlichen Zuchten die Füchse mit hellem Langhaar und neuerdings auch Braune. Das Rheinisch-Deut-sche Kaltblutpferd ist intelligent, von gutem Cha¬rakter, sehr arbeitswillig, von ruhigem Tempe-rament, ist leichttfuttrig und frühreif. Es ist leicht zu halten, sehr energisch, ausdauernd, genügsam und sehr beweglich. Seine Bewegungen sind trotz des Kaltblutcharakters fließend, der Schritt ist gerade und räumend und der Trab ist sehr gut und der Galopp sehr raumgreifend.

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